Adventfenster 23

WINTERWANDELTAGE

Irgendwo versteckt im Schnee   lag ein kleiner Teddy. Er war ziemlich sauer. Der kleine trotzige Jonas hatte ihn einfach weggeschleudert, mitten hinein in diese Millionen Schneeflocken, die von Minute zu Minute mehr wurden und eine immer dickere Schicht über ihm bildeten. Er wollte sofort wieder zurück in das warme kuschelige Kinderzimmer zu all seinen Freunden und nicht hier frierend und bewegungsunfähig im Schnee liegen. Der Teddy schimpfte laut, ehe er einsah, dass es nichts nützte und er resigniert schwieg.

Da vernahm er eine Stimme: "Hallo du, warum bist du denn so aufgebracht?" Der Teddy schaute verdutzt nach allen Seiten. Wer redete hier mit ihm? "Hallo,  ich bin's, Schneeflocke Bella," flüsterte sie ihm direkt ins Ohr. Etwas Kaltes rutschte in seiner rechten Ohrmuschel hin und her. Auch das noch! Der Teddy murrte:" Bleib wenigstens mal still, das ist ja nicht zum Aushalten! Ich hab heut schon genug Ärgerliches erlebt....!" Und dann erzählte er Bella seine Geschichte, wie er ganz unvermutet hier gelandet war und nicht wusste, wie er hier jemals wieder herauskommen sollte, geschweige denn zurück in sein Leben gelangen. Was sollte nur aus ihm werden? Bella bemerkte, wie seine Verzweiflung von Sekunde zu Sekunde stärker wurde. Sie dachte kurz nach und sagte dann zu ihm:"Weißt, Teddy, ich kann gut verstehen, wie du dich fühlst, so heraus gerissen aus dem, was dir vertraut ist, wo du dich sicher fühlst, hinein geraten in ein großes Abenteuer ohne erkennbare Sicherheiten. Aber weißt du, es ist so, dass unser Leben manchmal durcheinander gewirbelt wird und wir den roten Faden verlieren. Ich nenne es die große Übung des Loslassens, das ultimative Flexibilitäts-survival-training..

Erst wenn wir erkannt und gefühlt haben, dass so vieles eigentlich nicht unserer Kontrolle unterliegt, dass wir einfach lernen müssen, achtsam zu sein, dem Leben zu vertrauen, unserem besonderen Sinn und unserer ganz speziellen Aufgabe, die uns zugedacht ist, dann gelingt es plötzlich,  geduldig zu sein und bewusst mit offenen Augen und offenem Herzen dem zu begegnen, was sich uns in den Weg stellt. Vielleicht die ganz große Chance zur glücklichen Veränderung? Vielleicht eine Möglichkeit, noch einmal irgendwie neu zu beginnen?  Vielleicht bewusster zu leben, mehr nach unseren wirklichen Fähigkeiten? Vielleicht bist du Jonas sogar einmal sehr dankbar dafür, dass er so emotional und undankbar reagiert hat....Wer weiß, vielleicht bist du ja die ganz besondere Überraschung, das große Glück für ein Kind, das im Frühling über die Wiese rennt und dich ganz plötzlich findet? Also, mach dir nicht zuviel Gedanken, nütze die Zeit des Nichts-tun-könnens, um Kräfte zu sammeln und dich auf deinen ultimativen, besonderen Neuanfang vorzubereiten. Der rote Faden führt dich sicher weiter, auch wenn er momentan zu Ende scheint. Er rollt sich nur neu auf, um dann munter und heiter neue Lebensschleifen für dich zu ziehen." Diese Gedanken gefielen dem kleinen Teddy. Eine besondere Mission würde auf ihn warten. Schon bald. :-)

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